Die von der Finanzbranche dringend benötigten jungen Talente heuern lieber bei Google und Co. an -
die Banken verlieren bei Studenten stetig an Beliebtheit
Erich Bürgler

Zürich So richtig beliebt waren sieja noch nie, die Banker. Doch was Kindern zum Stichwort Bankangestellte mittlerweile spontan einfällt, zeichnet ein deprimierendes Bild des einst geachteten Berufsstands.

«Die sind nicht ehrlich», sagt ein Knabe. «Das sind Egoisten», kommentiert ein Mädchen.

Ein anderer Schüler kommt zum Schluss: «Banker haben keine Freunde und trinken viel Alkohol, um das zu vergessen.» Was witzig daherkommt, hat einen ernsten Hintergrund.

Die Szenen stammen aus einem Werbespot des belgischen Bankenverbands, der sich Sorgen um den Ruf der Branche beim Nachwuchs macht. Weltweit sinkt die Beliebtheit von Banken als Arbeitgeber bei Studenten seit Jahren, zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte. Über 200000 Studenten wurden dazu befragt.

Das Resultat ist für die Finanzbranche niederschmetternd. Sie verliert bei Jungen stetig an Beliebtheit, während innovative Technologiekonzerne wie Google an Attraktivität gewinnen. Dort locken Arbeitsplätze mit angehängten Chill-out-Lounges und einem botanischen Garten statt Krawattenzwang und Grossraumbüro.

Das spürten auch Banken hierzulande, sagt Stephan Surber, Leiter des Stellenvermittlers Page Executive Schweiz. «Banken haben zunehmend Mühe, junge talentierte Leute anzuziehen.» Es gibt gleich mehrere Gründe, die Geldhäuser als Arbeitgeber zu meiden. Die junge Generation sei geprägt von zahlreichen Bankskandalen und dem Rechtsstreit mit den USA. Das schrecke ab, sagt Surber. Die Stelle bei einer Bank habe aber auch an Reiz verloren, weil die Freiheiten der Mitarbeiter durch regulatorische Auflagen immer starker beschnitten würden.

«Es erscheint nicht sehr verlockend, den Grossteil des Tages irgendwelche Formulare auszufüllen und Compliance- Trainings zu durchlaufen», sagt Surber. Von Kundenberatern ist zu hören, dass sie gegen 40 Prozent ihrer Zeit mit solchen Aufgaben verbringen.

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